Porzellan galt einst als weißes Gold und war so wertvoll, dass europäische Fürsten bereit waren Unsummen dafür auszugeben. Die edlen Waren aus China galten als Statussymbol und wurden wie Schätze gehütet. Das Geheimnis der Herstellung wurde über Jahrhunderte streng bewacht, und während man man heute Chinas Kopierfreude fürchtet, war es einst Europa, das mit allen Mitteln versuchte, das Geheimnis des Porzellans zu lüften.

Um 1700 begann ein Wettlauf der Spione, Alchemisten und Unternehmer, um das Wissen nach Westen zu holen. Die ersten, die hinter das Geheimnis kamen waren die Alchemisten des sächsischen Kurfürsten und 1710 wurde in Meißen die erste europäische Manufaktur gegründeten.
Einen pragmatischen Ansatz wählte der Wiener Unternehmer Claude Innocentius Du Paquier. Als er nicht länger auf teures Importporzellan angewiesen sein wollte bestach er Mitarbeiter der Meißener Manufaktur und brachte so die geheime Rezeptur nach Wien. 1718 wurde in Wien die erste Porzellanmanufaktur außerhalb Sachsens gegründet welche ein wenig später von Maria Theresia übernommen wurde, um sie zur k.k. Porzellanmanufaktur Wien auszubauen.
In unmittelbarer Nähe der heutigen Porzellangasse, kann man im Gartenpalais Liechtenstein gerade einen Blick in diese spannende Geschichte werfen. Unter dem Titel „Wunder und Wissenschaft: Porzellan und Sammellust im barocken Wien“ können Sie in prachtvollem Ambiente wahrlich erlesene Stücke betrachten.
Die Ausstellung beleuchtet nicht nur die ästhetische Faszination des Porzellans, sondern erzählt auch von Erfindungsreichtum und Sammelleidenschaft. Sie thematisiert den internationalen Handel, die damalige Industriespionage, den Austausch von Technologien und die prachtvolle Festkultur des 18. Jahrhunderts.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Verbindung zwischen Wissenschaft und Kunst. Die Herstellung von Porzellan erforderte ein tiefes Verständnis für Materialkunde und Chemie, während die kunstvolle Gestaltung die Kreativität und den ästhetischen Sinn der Künstler widerspiegelt. Diese Symbiose von Wissenschaft und Kunst wird in der Ausstellung eindrucksvoll dargestellt. Exquisite Stücke der Wiener Manufaktur Du Paquier werden ihren asiatischen Vorbildern gegenübergestellt und gemeinsam mit wundervollen Gemälde sowie auch einem handschriftlichen Brief Maria Theresias an den Fürsten präsentiert. Besondere Highlights kunstvollen Dessert- und Jagdservice sowie einzigartige Stücke mit verspielten Dekorationen, die die barocke Lebensfreude widerspiegeln.
Das Gartenpalais Liechtenstein selbst ist ein architektonisches Juwel, ein Besuch lohnt sich nicht nur für Liebhaber von Porzellan, sondern für alle, die sich für die Kultur und Geschichte Wiens interessieren.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 30. März 2025 und ist kostenlos
Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der offiziellen Website des Palais Liechtenstein. https://www.palaisliechtenstein.com/de/besuch/sonderausstellung.html
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