… in Wien, da ticken die Uhren bekanntlich anders, besonders während der Ballsaison, die ihren Höhepunkt zwischen Januar und Februar hat. In dieser Zeit glänzen die Kronleuchter, knarzt das Parkett unter den Tanzschritten und hallen Walzerklänge durch prachtvolle Säle. Fast könnte man meinen, die Zeit sei stehengeblieben.

Schon im 19. Jahrhundert zog es die feine Gesellschaft auf die Tanzflächen der Wiener Säle, eine Vorliebe, die sich bis heute gehalten hat. Egal ob Studierende, Berufstätige oder Pensionisten – wenn der Ruf „Alles Walzer!“ ertönt, schwingen alle gemeinsam das Tanzbein. Jährlich gibt es in über 450 Bälle, von traditionell bis modern, von prachtvoll bis ausgefallen. Termine und Details entnimmt man am besten den Ballkalendern.
Was ist es also, das die Faszination über die Jahrhunderte bewahrt? Ich denke - wie so oft - ist es die Mischung, die es ausmacht: festliche Stimmung, musikalischem Hochgenuss und das besondere Flair des Ambientes wie der Hofburg, des Musikverein des Rathauses oder der Staatsoper. Die Kombination aus zelebrierter Etikette und ausgelassener Freude macht den Zauber der Wiener Bälle aus. Der Dresscode ist feierlich: die Herren erscheinen klassisch im Smoking oder Frack während Damen in langen, exquisiten Abendkleidern erstrahlen. Besonders bei traditionellen Bällen gibt es strenge Vorgaben: bodenlang ist wortwörtlich boden-lang, keine bunte Krawatte ist erwünscht.
Und natürlich wäre eine Wiener Ballnacht ohne den Wiener Walzer undenkbar! Dabei darf man sich von einem überfüllten Parkett nicht einschüchtern lassen. Wichtig ist die richtige Haltung und der Spaß. Das Flanieren und durch die prachtvollen Säle und Beobachten gehört natürlich auch dazu: Sehen und Gesehenwerden lautet schon seit Jahrhunderten die Devise. Gegen Mitternacht erreicht die Ballnacht ihren Höhepunkt mit der Quadrille. Dieser Formationstanz zu den Klängen von Johann Strauß "Fledermaus-Quadrille" ist ein Riesenspaß. Wer die Abläufe nicht kennt, muss sich keine Sorgen machen – der Conférencier gibt die Kommandos durch, und mit etwas Improvisationstalent ist jeder dabei.
So zauberhaft eine Ballnacht auch ist – für die Füße kann sie eine echte Herausforderung sein. Wer bis in die frühen Morgenstunden durchtanzen möchte, sollte auf bequeme Schuhe setzen. Zwischendurch hilft eine kurze Verschnaufpause an der Bar. Mein Tipp: ein zweites Paar dabei zu haben, schadet nie!
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