Wie schön, dass die Museen wieder offen stehen! Wenn auch ein tolles Angebot an Onlineführungen den Museumsentzug ein wenig lindern konnte, lässt sich eine Ausstellung einfach nur live richtig erleben. So zum Beispiel die Ausstellung "Die Wiener in China" im Jüdischen Museum, die über Shanghai als Zufluchtsort für viele Jüdinnen und Juden während der NS Zeit berichtet. In einzelnen Stationen lernt man mehr über das Schicksal von 22 Wiener Familien. Über deren schwere und mutige Entscheidungen zum Abschied, die Beschwerlichkeiten der Reise und Herausforderungen in einem kulturell wie klimatisch gar so anderen Land Fuss zu fassen.
In Shanghai entstand ab 1938 ein Little Vienna, das mit Cafés, Konditoreien und sogar Heurigen ein klein wenig Heimat nachbildete und für die Geflohenen eine Lebensgrundlage schaffte. Das ungewohnte Klima, Krankheiten und Sprachbarrieren machte es ihnen aber nicht leicht. Als dann 1941 die Japaner Shanghais einnahmen wurden, die Lebensbedingungen noch schwieriger. Auf den Sieg der Alliierten 1945 folgte die Machtübernahme Mao-Zedongs, und somit für die Wiener in China Zeit, das Land zu verlassen. Viele emigrierten nach USA, Kanada, Australien oder Israel. Einige wenige kehrten nach Wien zurück.
Gefilmte Interviews mit Zeitzeugen geben Einblick in persönliche Schicksale und diesen weniger Bekannten Bereich der Geschichte. Nehmen Sie sich Zeit für diese detailreiche und spannende Ausstellung, sie werden es nicht bereuen!
EXTRA TIPP: Frau Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums höchst persönlich führt in kleinen, informativen Clips durch die Ausstellung. Zum Vor- oder Nachschauen auf Youtube. Lina zur Führungs-playlist: Die Wiener in China
Die Wiener in China. Fluchtpunkt Shanghai
bis 27 Jun 2021
Jüdisches Museum Wien
Dorotheagasse 11
1010 Wien
SO bis FR, 10:00 -18:00 Uhr, Samstags geschlossen